1. ADVENT (LESEJAHR B)

Sonntag, 3. Dezember 2023
Mk 13,33-37

„Gebt Acht und bleibt wach! Denn ihr wisst nicht, wann die Zeit da ist. Es ist wie mit einem Mann, der sein Haus verließ, um auf Reisen zu gehen: Er übertrug die Vollmacht seinen Knechten, jedem eine bestimmte Aufgabe; dem Türhüter befahl er, wachsam zu sein. Seid also wachsam! Denn ihr wisst nicht, wann der Hausherr kommt, ob am Abend oder um Mitternacht, ob beim Hahnenschrei oder erst am Morgen. Er soll euch, wenn er plötzlich kommt, nicht schlafend antreffen. Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Seid wachsam!“
(Mk 13,33-37)

Eins ist sicher: Jesus wird wiederkommen! Die Frage ist nicht „ob“, sondern „wann“. Der Herr betont, dass wir achtsam sein sollen, denn wir kennen den „Zeitpunkt“ nicht. Das griechische Wort dafür ist „Kairos“. Dieser Begriff kann mit günstiger Gelegenheit, Chance übersetzt werden. In der griechischen Mythologie war Kairos ein Gott, der mit einer Haarlocke in der Stirn dargestellt wird. Auf diese Darstellung wird die Redensart „eine Gelegenheit beim Schopf“ zu packen, zurückgeführt. Es handelt sich hier also nicht um einen Zeitpunkt im quantitativen Sinn (Chronos), sondern vielmehr im qualitativen Sinn. So gibt es objektive Kairoi und persönliche oder subjektive Kairoi. Der Kairos der Wiederkunft Jesu ist objektiv und bezieht sich auf die ganze Menschheit.

Der zweite Begriff, den Jesus hervorhebt ist „wachsam sein“. Das tut er, indem er viermal dieses Verb wiederholt und hinzufügt „er soll euch nicht schlafend antreffen“, denn wir wissen nicht, wann der Herr wiederkommt. Aber eigentlich kennen wir die Stunde schon! Jesus selbst offenbart sie uns im Gleichnis der zehn Jungfrauen (vgl. Mt 25,1-13). Der Bräutigam wird um Mitternacht kommen! Das ist ein besonderer Zeitpunkt, und zwar der Gegensatz vom Mittag. Es ist die dunkelste Stunde. Auch die Zeit, in der wir leben ist von Dunkelheit gezeichnet. Die Mentalität der Welt unterscheidet sich zunehmend von der des Evangeliums, von dessen Werten, Kriterien und Auffassungen, die verdreht und verwässert werden. Man spricht vom Postchristentum.

Lasst uns also wachsam sein, mit der Bibel in der Hand, aufmerksam auf die Zeichen und Geschehnisse um uns herum. Die Sonne ist schon lange untergegangen!

P. Giuseppe